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Zöliakie

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung, die ausschließlich durch eine glutenfreie Ernährung behandelbar ist. Bei entsprechender Veranlagung führt die Aufnahme von Gluten mit der Nahrung zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Die Funktion des Dünndarms wird dadurch deutlich beeinträchtigt und die Aufnahme von Nährstoffen gestört. In der Folge kann es zu unterschiedlichen Symptomen, Mangelzuständen und Verdauungsstörungen kommen.

Gluten, auch Klebereiweiß genannt, ist der Sammelbegriff für Eiweißfraktionen, die in vielen Getreidesorten vorkommen, nämlich in: Weizen, Roggen, Gerste sowie deren Abstammungen und Kreuzungen wie z.B. Triticale, Dinkel, Grünkern, Emmer, Einkorn, Khorasan-Weizen („Kamut“).

Unter strenger glutenfreier Ernährung erholt sich die entzündete Dünndarmschleimhaut rasch wieder. Meistens bessert sich der Allgemeinzustand bereits nach wenigen Tagen. Im Laufe von einigen Monaten ist die regenerierte Dünndarmschleimhaut von normaler, gesunder Schleimhaut nicht mehr zu unterscheiden. Wird die glutenfreie Ernährung nachlässig oder gar nicht eingehalten, kommt es erneut zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Dies wird meist nicht sofort bemerkt und es kann längere Zeit dauern bis wieder Symptome auftreten.

Häufigkeit

Screening-Studien zeigen weltweit eine Häufigkeit von Zöliakie von ein bis zwei Prozent der Bevölkerung in den Ländern, wo glutenhaltige Lebensmittel wie z.B. Weizen in der landesüblichen Ernährung vorkommen. Allerdings: Neun von zehn Menschen mit Zöliakie wissen nicht, dass sie Zöliakie haben. Bewusstsein für Zöliakie und eine richtige Diagnosestellung sind daher enorm wichtig, um Betroffenen einen langen Leidensweg zu ersparen und schnell wieder gesund und beschwerdefrei zu sein.

Zöliakie kann in jedem Alter auftreten. Mädchen und Frauen sind häufiger betroffen. Auch Erbfaktoren spielen eine Rolle. Bei Geschwistern, Eltern und Kindern von Betroffenen ist die Wahrscheinlichkeit einer Zöliakie 10 bis 15 Mal höher.

Unterscheidung Zöliakie – Weizenallergie – Weizensensitivität

Zöliakie ist – wie oben beschrieben – eine Autoimmunerkrankung (und keine Allergie!), bei der Gluten zu einer allmählichen Schädigung der Dünndarmschleimhaut führt. Betroffene müssen alle glutenhaltigen Getreidesorten und daraus hergestellte Lebensmittel strikt meiden. Bei der Blutuntersuchung werden Antikörper der Klasse IgA als Immunreaktion nachgewiesen.

Die Weizenallergie ist – wie der Name sagt – tatsächlich eine Allergie, die eine sofortige oder rasche Reaktion auslösen kann, Symptome im Magen-Darm-Trakt oder Hautausschläge verursachen oder sogar – wenn auch nur selten – zu einem anaphylaktischen Schock führen kann. Im Vergleich zur Zöliakie kommt die Weizenallergie wesentlich seltener vor. Sie betrifft nur 0,3% der Kinder und 0,1% der Erwachsenen. Weizenallergiker*innen können Produkte aus Roggen, Gerste, Hafer essen. Einige vertragen auch Ur-Weizenarten wie Dinkel, Khorasan-Weizen, Emmer, etc. Bei der Blutuntersuchung werden Antikörper der Klasse IgE als Immunreaktion nachgewiesen. Auch ein Hauttest (Prick) kann für die Diagnostik verwendet werden.

Menschen mit Nicht-Zöliakie-bedingter Weizensensitivität haben ähnliche Symptome wie Zöliakie-Betroffene. Es sind aber weder Antikörper im Blut noch eine Schädigung der Dünndarmschleimhaut nachweisbar. Dennoch fühlen sich Patientinnen oder Patienten unter glutenfreier Ernährung besser. Als Auslöser werden die Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) als sehr wahrscheinlich diskutiert. Die Diagnose kann derzeit nur nach Ausschluss einer Weizenallergie und einer Zöliakie gestellt werden, da es derzeit noch keine aussagekräftigen Diagnoseparameter gibt. Es wird geschätzt, dass zwischen sechs und über zehn Prozent der Bevölkerung von der Weizensensitivität betroffen sind. Im Gegensatz zur Zöliakie ist hier eine strenge glutenfreie Ernährung nicht notwendig. Eine glutenarme Kost mit Verzicht auf größere Glutenmengen reicht meistens aus.